Architektur   //   Dr. Ing. Werner Schweizer

Architektur hat einen hohen Stellenwert in meinem Bewusstsein. Ich wurde geprägt von der Kunstströmung des Bauhauses und der Postmoderne und beeinflusst durch den Kontakt mit einflussreichen Architekten während meines Studiums an der Universität Karlsruhe. Prof. Egon Eiermann z.B. forderte, dass sich Architektur im individuellen Wohnungsbau mit Transparenz und Leichtigkeit zeigt, aber sich auch mit der menschlichen Dimension vereinen sollte. Im Bereich der Städteplanung und Wohnungsbau zeigte mir Prof. Karl Selg, dass die Architektur der Städteplanung ein Bündnis mit der Natur eingehen muss. Er versuchte immer die Natur in die architektonischen Stadtplanungen (wie z. B. in der Waldstadt in Karlsruhe) die er durchführte zu integrieren. Die menschliche Dimension und der Einbezug der Natur in das architektonische Schaffen wurden maßgebliche Kriterien in meiner Arbeit.

Profil   //   Dr. Ing. Werner Schweizer

Mein Interesse an Architektur wurde unter anderem beeinflusst durch die aus meiner Familie stammenden herausragenden Architekten Prof. Ludwig Schweizer, Technische Hochschule Stuttgart, sowie zuvor Prof. Dr. Otto Ernst Schweizer (1890 - 1965), Lehrstuhl für städtischen Hochbau und Siedlungswesen an der Technischen Hochschule Karlsruhe ab 1930. Otto Ernst Schweizer zählt zu den bedeutendsten deutschen Architekten der Zwischenkriegszeit und hat vor allem auf dem Gebiet der Stadtplanung und des Sportbaus weit über die Grenzen von Karlsruhe mit großem Einfluss als Städtebauer gewirkt.

Prof. Ludwig Schweizers (1910 - 1989) bedeutendste Leistung war die Planung und Durchführung des Wiederaufbaus der in den letzten Kriegstagen zu 95 % zerstörten Innenstadt von Freudenstadt mit dem wunderschönen vom Renaissancebaumeister Heinrich Schickard stammenden Marktplatz, den es neu zu gestalten gab. Es gelang ihm eine Gesamtgestaltung des Marktplatzes, ein Neubau des Rathauses und des Stadthauses sowie des Kurhauses, wobei er nicht einfach Stilformen übernahm, sondern Neues schuf. Am Ende seines Lebens (1989) wurde er mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet

Es ist nicht nur die Freude an der Gestaltung von Architektur – und damit Lebensräumen – die für mich den Kern meines Berufes darstellt, sondern von zentraler Bedeutung ist für mich stets auch die professionelle Dienstleistung. Bei Entwurf, Planung und Realisierung von Bauprojekte ist der Architekt der Stellvertreter für den Bauherrn und setzt sich damit auseinander wie ein Gebäude seinem Ort, seinem Gebrauch, seinen Bewohnern anzupassen ist und daraus zu entwickeln sei.

Lange bevor gebaut wird konzentrieren sich solche Überlegungen, die weit über Konstruktion und Ausführung hinausgehen. Ausrichtung, Form und Proportionen müssen untersucht werden um die günstigste Lösung zu finden. Grundstruktur und Lichtführung müssen bedacht werden und nicht zuletzt müssen die Bedürfnisse der Nutzer erfüllt werden. Es ist der Raum, das Licht und die Ordnung als Parameter mit welchen sich der Architekt beschäftigen muss. Im Beruf des Architekten bewegen sich die kreative Vorstellung und das reale Werk in einem Spannungsfeld auf und ab - das Spannungsfeld zwischen kreativer Vorstellung und ökonomischer und baulicher Realität. Denn Häuser oder Bauwerke decken Bedürfnisse, die des Schutzes, die der Bequemlichkeit, und vielleicht das Wichtigste - das Bedürfnis des Zusammenlebens.

"Architektur hat mit Kunst nichts zu tun, ist reine Gedankenarbeit. Architektur entsteht heute nach ökonomischen, konstruktiven und funktionellen Gesetzmäßigkeiten. Wir stehen im harten Kampf mit der Wirklichkeit“, sagte Prof. Egon Eiermann*.

Kreative Vorstellung, ökonomische Wirklichkeit und individuelle Vorlieben spiegeln sich in dem realen Bauwerk - nur durch Kompromisse aller beteiligten Parteien kann man zum gewünschten Ergebnis kommen.

*(Egon Eiermann in „Große Architekten, HäuserBuch Verlag).
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